Boswellia sacra (Weihrauch)
Das traditionelle Arabien kennt Weihrauch in erster Linie als Räucher- und Heilmittel. Als letzteres wurde das kostbare Harz bereits zu Zeiten Hildegard von Bingens (1098-1179) über die “Weihrauchstraße“ und Konstantinopel zu uns exportiert. In den Ursprungsländern Arabien, Ostafrika und Indien galt das Harz des Weihrauchbaumes als “Theriak“, als Allheilmittel.
Traditionelle Anwendungen des Weihrauchs: Wundbehandlung, Rheumatische Gelenkserkrankungen, Entzündungen, Karies, Lepra, Tuberkulose, Erbrechen, Ruhr, Primär chronische Polyarthritis, Gedächtnisverbesserung, Asthma, Bronchitis.
Weihrauchbäume wachsen im Süden Omans und in kleineren Regionen in Jemen, Somalia, Äthiopien sowie Indien aufgrund einzigartiger geographischer und meteorologischer Konstellationen. In der wüstenartigen Landschaft herrscht im Sommer extreme Hitze. Hohe Luftfeuchtigkeit durch vom Ozean kommenden Dunst und vermutlich auch besondere Boden-Mineralien sorgen für Wachstumsbedingungen, die hochwertigste Weihrauch-Harze entstehen lassen. Mit einem speziellen Messer, das die Omanis “manqaf” nennen, schaben die Mitglieder der Erntetrupps ein wenig an der Rinde des Weihrauch-Baumes. Augenblicke später bilden sich weiße Tropfen, die sich im Laufe von mehreren Tagen verfestigen – das begehrte Harz.
Dieses Produkt enthält jedoch relativ wenige Inhaltsstoffe. Es wird deshalb nach vier Wochen abgeschabt. Das gleiche gilt für die Flüssigkeit, die dann austritt. Erst nach dem dritten Arbeitsgang ???weint“ der Baum die leicht gelblichen “Tränen”, die Weihrauch-Inhaltsstoffe in höchster Konzentration enthalten.
Während der Erntezeit von März bis Oktober vollzieht sich diese Arbeit unter schwierigsten Bedingungen. Die meisten Weihrauch-Bäume wachsen – in größeren Abständen – fern von jeder Straße und jeder Wasserquelle. Alles, was die Arbeiterinnen und Arbeiter während der Monate brauchen, muss dorthin gebracht werden. Tagsüber herrschen Temperaturen von 40 Grad und mehr, die Sammler müssen sich vor Giftschlangen in Acht nehmen. Doch sie gewinnen – etwa zwei Hände voll pro Baum – einen der weltweit begehrtesten Heil- und Aromastoffe.
Nur noch rund zwei Prozent der Ernte werden für kultische Zwecke, also in europäischen Kirchen oder asiatischen Tempeln, oder für die Medizin verwendet. Den überwiegenden Teil des Weihrauchs verbraucht heute die Parfüm- Industrie. Im Sultanat Oman wird unter dem Namen “Amouage” ein so kostbarer Duftstoff hergestellt, dass dessen “Verpackung” – Gefäße aus Gold – beim Preis keine Rolle spielen.
Boswellia Sacra sollte nicht mit Kirchenweihrauch verwechselt werden, welcher aus einer Mischung verschiedener Pflanzen und deren Inhaltsstoffen besteht. In Deutschland erhältlich sind indischer Weihrauch(Boswellia Serrata) und arabischer Weihrauch (Boswellia Sacra, Boswellia Carteri u.v.m.), welcher in Arabien und Ostafrika wächst.
Beide enthalten als Wirkstoff Boswelliasäuren, allerdings in sehr unterschiedlichen Konzentrationen. Der in einem indischen Weihrauchpräparat in Tablettenform enthaltene Extrakt enthielt nur bis zu 10% Boswelliasäuren, während gute arabische Sorten, laut “Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis” bereits von Natur aus über 30% Boswelliasäuren enthalten.
Der entzündungshemmende Effekt des Weihrauchs wurde schon vor Jahren bewiesen. Der Tübinger Pharmakologe Prof. Dr. Hermann P.T. Ammon konnte zeigen, daß das Harz des Weihrauchbaumes Wirkstoffe namens Boswelliasäuren enthält, die stark entzündungshemmend sind. Dies geschieht über folgenden Mechanismus:
Eine Entzündung wird durch sogenannte Entzündungsmediatoren wie Prostaglandine und Leukotriene ausgelöst und unterhalten. Während Prostaglandine für die Auslösung verantwortlich sind, steuern Leukotriene die Aufrechterhaltung des Entzündungsprozesses. Die Boswelliasäuren des Weihrauchs hemmen über den sogenannten 5-Lipoxygenase-Stoffwechselweg ganz gezielt die Bildung von Leukotrienen.
Nun gibt es eine ganz Reihe entzündlicher Erkrankungen, wie die chronische Arthritis (Rheuma), das chronische Asthma, die entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa und die Schuppenflechte (Psoriasis), bei denen wohl eine übermäßige Bildung von Leukotrienen die Entzündung am Laufen hält.
Über die Wirksamkeit des Weihrauchs bei diesen Erkrankungen liegen inzwischen vielversprechende klinische Erfahrungen vor. “Ausgezeichnete Erfolge” hat auch die Uniklinik Mannheim bei der Behandlung der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erzielt. Bei vielen Patienten hat dies sogar dazu geführt, daß die bei diesem Krankheitsbild notwendige hochdosierte Cortisonbehandlung – mit schwerwiegenden Nebenwirkungen – reduziert oder sogar ganz eingestellt werden konnte. Auch die objektiven Messgrößen für den Schweregrad einer Entzündung, wie z.B. die Blutsenkungsgeschwindigkeit, das C-reaktive Protein und die Anzahl der Thrombozyten, haben sich erheblich verbessert.
Erkrankungen, die durch Boswelliasäure (Weihrauch) beeinflußbar sind: Rheuma, Polyarthritis, Tennisarm, Morbus Crohn, Lupus erythernatodes, Colitis, Asthma, Allergische Rhinitis / Konjunktivitis, Multiple Sklerose, Nesselsucht, Psoriasis, Pankreatitis, Leberzirrhose, Lyme Arthritis, Astrocytom, Glioblastom.
Boswelliasäure wirkt: entzündungshemmend, schmerzstillend, cholesterinsenkend, hepatoprotektiv (Leberschützend).
Weihrauchrinde
Weihrauchrinde Die Rinde des Weihrauehs wird als vorzüglich angesehen, wenn sie dicht, fett und wohlriechend, frisch und glatt, dabei nicht flechtig und häutig ist. Das Erkennungsmittel für diese ist das Feuer die Weihrauchrinde verbrennt und gibt einen wohlriechenden Rauch. Sie selbst wird aber auch wie der Weihrauch ge- brannt. Sie hat dieselbe Kraft wie der Weihrauch, nur ist sie starker und adstringirender. Deshalb eignet sie sich im Trank mehr für die, welche an Blutspeien, im Zäpfchen für die, welche an Blutflüssen leiden. Sie leistet auch Dienste bei vernarbenden Wunden im Auge, gegen Cavernen und Schmutz; geröstet hilft sie gegen Augenkrätze.